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Donnerstag, 18.09.2008 Ohrid
- Struga /
Mazedonien Heute geht es weiter Richtung Skopje. Wir stehen rechtzeitig auf, da wir den Bus um 7.30 Uhr nehmen wollen. Wir gehen frühzeitig zum Taxistand, wo glücklicherweise auch tatsächlich ein freies Taxi wartet. Zum Busbahnhof verlangt der Fahrer umgerechnet etwas weniger als 1 Euro - für eine Strecke, für die wir gestern zu Fuß minimal 45 Minuten brauchten. Wir geben ihm das Doppelte und alle sind zufrieden. Wir kaufen unsere Busfahrkarten und kurz danach können wir den Bus besteigen. Es ist arschkalt im Bus (kein Wunder bei den nächtlichen Temperaturen) und wird auch bis Skopje nicht wärmer. Offensichtlich ist die Heizung defekt oder der Busfahrer meint aus irgendeinem Grund, dass Fahren mit Heizung zu viel Sprit kostet. Am Busbahnhof in Skopje wird man sofort nach Ankunft förmlich von Taxifahrern, die ihre Dienste anbieten, überfallen. Wir wollen uns jedoch erst mal in Ruhe umgucken und Kaffee trinken. Im Internet hatte ich nur Gutes über die Turist-Information im Bahnhof gelesen; daher denke ich, dass unser erster Weg dorthin führen sollte. Ich mache mich auf die Suche nach dem Büro und muss feststellen, dass es geschlossen ist. Was nun? Seit meinem letzten Besuch in Skopje in 1986 hatte sich praktisch alles verändert; weder der Bahnhof noch der Busbahnhof waren dort wo sie sich früher befanden. Ich habe praktisch nicht mal ansatzweise eine Idee, wo in der Stadt wir uns befinden, bzw. wie weit es zum mir aus früheren Zeiten bekannten Zentrum ist. Um uns herum braust wahnsinnig chaotischer Verkehr und wir halten es nicht für klug, um uns zu Fuß auf den Weg zu machen ohne überhaupt das Ziel zu kennen. Wir überlegen uns ernsthaft, mit dem Zug sofort nach Belgrad weiter zu fahren. Jedoch ist im Zugbahnhof kein Fahrplan zu finden; auch der Info-Schalter ist geschlossen. Also geht's da auch erst mal nicht weiter. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns nun doch einem Taxifahrer "anzuvertrauen". Wir sagen, dass wir ein Hotel der mittleren Preisklasse suchen und gerne dorthin gefahren werden möchten. Mehrere Taxifahrer stehen um uns herum und versuchen - mit Hilfe der unterschiedlichsten Fremdsprachenkenntnisse - sich den Job unter den Nagel zu reißen. Ein junger Mann in einem roten Polo bringt uns dann für geschlagene 960 MKD (=ca. 16 Euro) ! in das - wie wir später erfahren sollten - ca. 1,5 km entfernte VIP-Hotel mit 3 Sternen. Da der Fahrer einige (gezwungene?) Umwege fährt, ist ausreichend Zeit für eine Unterhaltung. Wir erzählen, dass wir den folgenden Tag nach Belgrad wollen und unser Fahrer versucht, auf recht nervende Art und Weise, uns eine Autofahrt dorthin aufzuschwatzen, worauf wir jedoch nicht eingehen. Das Zimmer ist ordentlich, mehr aber auch nicht. Wir machen uns etwas frisch und verlassen das Hotel Richtung Zentrum. Der Weg verläuft auf einer parallel zur stark befahrenen Hauptstraße führenden Nebenstraße in schlechtem Zustand. Zuallererst möchte ich gerne in die Altstadt mit ihren kleinen Läden und Cevapi-Buden, die ich so schön und interessant aus früheren Jahren in Erinnerung habe. Es ist um die Mittagszeit und von den Moscheen wird gerade zum Gebet gerufen. In der Altstadt empfängt uns ein sehr eigentümliches Szenario: Überall in den (autofreien) Gassen werden von den Gläubigen Gebetsteppiche ausgerollt und man beginnt im Freien zu beten. Sowas kannte ich noch nicht. War das nun der Trend der Zeit oder lag es daran dass die Mustafa-Pascha-Moschee offensichtlich gerade renoviert wird? Wir wissen es bis heute nicht und fühlen uns als touristische Spaziergänger reichlich deplaziert, da wir das Gebet natürlich auch nicht stören wollen. Mit einigem Unbehagen verlassen wir die Altstadt, besuchen den Markt und machen uns danach auf den Weg zur Festung. Auf dem Weg dorthin passieren wir ein Gelände, auf dem eine Art Bierfest mit lautstarken Musikdarbietungen stattfindet; die Schnapsleichen sind bereits am helllichten Tag nicht zu übersehen. Im Lokal auf der Festung trinken wir etwas mit schönem Blick auf das Millenniumskreuz, welches sich auf dem Berg Vodno befindet. ![]() Der Blick auf die Alte Brücke wird allerdings getrübt durch Großbaustellen am Ufer des Vardars. Wenn das alles mal fertig gestellt sein sollte, wird man vermutlich die Alte Brücke von der Festung aus nicht mehr sehen können. ![]() Getrübt wird auch unsere Stimmung, weil man uns in dem Lokal nicht die Toiletten benutzen lassen will, obwohl wir etwas konsumiert haben. Irgendwie sind die alle komisch hier.... Wir laufen noch etwas durch die Stadt, schauen uns ein paar Geschäfte an und besuchen den alten Bahnhof der 1963 bei einem starken Erdbeben teilweise zerstört wurde. Dann spazieren wir am Uferweg des Vardar entlang ![]() in der Hoffnung, den Campingplatz "Park" wieder zu finden, auf dem ich in den 70er- und 80er-Jahren so häufig kurze und auch längere Zwischenstopps eingelegt habe. Leider gibt es diesen Platz heute nicht mehr. Da wo ich ihn vermute steht heute das Stadion und drum herum stehen neue Gebäude, die allerdings bereits wieder recht alt aussehen. Es ist kalt mit unangenehmem Wind und auch aufgrund der Erlebnisse des heutigen Tages verkneifen wir uns frustriert einen Besuch des Stadtparks, den ich eigentlich noch auf dem Programm hatte. Nein - in Skopje ist nichts mehr so wie es mal war und wir beschließen, dass wir morgen dringend hier weg müssen. Vorher knurrt jedoch noch der Magen und wir essen in einem Lokal in der Nähe des Uferwegs eine leckere, mit Käse gefüllte Pljeskavica. Das war dann doch noch das Highlight des Tages. Später im Hotel angekommen trinken wir ein paar Bier und ich versuche an den allgemein zugänglichen Computer im Rezeptionsbereich heran zu kommen, d.h. ich frage den seit ca. 1 1/2 Stunden davor sitzenden jungen Mann, ob ich auch mal darf. Nach ungefähr 20 Minuten suchen und kombinieren finde ich eine Busverbindung nach Belgrad für den nächsten Morgen um 9.25 mit Nis Ekspres. Beruhigt und mit Zuversicht auf den nächsten Tag gehen wir schlafen. Samstag, 20.09.2008 Belgrad / Serbien |
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